„Vielleicht kommen Sie gerade aus einem Café, haben eingekauft oder sind auf dem Weg zum Bahnhof. Diese Kreuzung hier, am Rande der Innenstadt von Wolfenbüttel, ist heute ein geschäftiger Ort – voller Leben. Doch das war nicht immer so.
Vor weniger als 100 Jahren gingen hier Menschen entlang, die bald nie wieder zurückkehren sollten. Ihre Wege führten in die Konzentrationslager von Auschwitz und Theresienstadt. Heute erinnert das Mahnmal, vor dem sie stehen, an ihre Schicksale.
Gehen Sie doch einmal um das Mahnmal herum. Was sehen Sie?
Die Bodenplatte des Mahnmals hat die Form eines Davidsterns, eines jahrhundertealten Symbols des Judentums. Vielleicht kennen Sie seine Bedeutung: Schutz, Verbundenheit, aber auch Identität.
Und diese Stelen, die aus dem Boden ragen – wofür könnten sie stehen? Ihre Form erinnert an Eisenbahngleise. Sie symbolisieren die Transporte, die viele Menschen von hier in die Vernichtungslager führten.
Der Holocaust war der systematische Massenmord an etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden zwischen 1941 und 1945. Die Nationalsozialisten verfolgten sie und viele andere Minderheiten, darunter Menschen mit Behinderungen, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende und Homosexuelle. In den Konzentrationslagern wie Auschwitz, Theresienstadt und Dachau wurden Millionen Menschen ermordet – durch Gas, Hunger, Krankheit und brutale Zwangsarbeit - ein Verbrechen von unvorstellbarem Ausmaß.
Auch hier in Wolfenbüttel lebten über 130 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Fast alle von ihnen wurden deportiert, entrechtet oder ermordet.
Lore Adler:
„Mein Name ist Lore Adler. Im Jahr 1942 war ich 21 Jahre, behindert geboren. Für die Nazis Grund genug, mich nach Auschwitz zu schicken. Niemand weiß, was mit mir geschehen ist."
Alfred Perkamus:
„Ich bin Alfred Perkamus. Sie stürmten meine Wohnung im Juli 1933, mitten in der Nacht. Noch bevor ich mir die Hose anziehen konnte, hatten sie mich bereits die Treppe hinuntergeworfen. Die ganze Nacht lang schlugen sie mich. Meine Geliebte musste alles mit ansehen. Den nächsten Morgen habe ich nicht mehr erlebt.“
Die jüdischen Familien in Wolfenbüttel wurden in sogenannte ‚Judenhäuser‘ gezwungen – heruntergekommene, überfüllte Gebäude, die oft in Straßen wie der Langen Straße oder der Karrenführerstraße standen. Dort wurden sie isoliert, überwacht und ihrer Würde beraubt. Von diesen Häusern aus begann für viele der Weg in die Konzentrationslager.“
Max Cohn:
„Ich heiße Max Cohn. Ich verlor meinen Arm im Ersten Weltkrieg, aber das schützte mich nicht. Ich wurde nach Theresienstadt deportiert. Ich habe überlebt – viele andere nicht.“
Fritz Fischer:
„Fritz Fischer ist mein Name. Ich habe die KPD verlassen, aber das hat mich nicht gerettet. Eines Nachts holten sie mich aus meiner Wohnung. Sie schlugen mich so schwer, dass ich nicht mehr gehen konnte. Meine Gedärme hingen heraus. Mein letzter Satz war ein Gruß an mein Ließchen.“
Johanna Cohn:
„Ich bin Johanna Cohn. Mich und meinen Mann deportierten sie. Niemand weiß, wohin. Wir wurden nie wieder gefunden.“
Jeder Stein und jeder der über 130 Namen in diesem Mahnmal, vor dem Sie heute stehen, erzählt eine Geschichte. Es mahnt uns, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Lasst uns gemeinsam dafür einstehen, dass Diskriminierung, Rassismus und Hass keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.
Gut zu wissen
Eignung
für Schulklassen
für Familien
für Individualgäste
Haustiere erlaubt
für Kinder (ab 10 Jahre)
Zahlungsmittel
Ansprechpartner:in
Stadt Wolfenbüttel - Abteilung Tourismus
Autor:in
Lessingstadt Wolfenbüttel
Organisation
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