Marcus Gumpel Fulda:
"Das hier… wird einmal ein Friedhof sein. Ein Ort des Gedenkens, der Ruhe – und vielleicht auch des Trostes für unsere kleine jüdische Gemeinde."
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gibt es in Wolfenbüttel noch keine dauerhafte jüdische Gemeinde. Die wenigen jüdischen Familien, die sich hier niederlassen, sind auf den jüdischen Friedhof in Hornburg angewiesen – etwa 18 Kilometer entfernt. Wegen der großen Entfernung ist es mühsam und zeitraubend, Verstorbene dorthin zu bringen.
Marcus Gumpel Fulda:
"20 Jahre… so lange hat es gedauert, um diesen Ort hier zu finden. Die Stadt wächst, immer mehr Flächen werden bebaut, und viele der Böden sind zu feucht oder ungeeignet. Doch jetzt, endlich, erwerbe ich dieses Land außerhalb der Stadtmauern. Es ist fest, trocken – und würdig für unsere Toten."
Marcus Gumpel Fulda ist ein wohlhabender Hofjude. Durch seine Stellung am fürstlichen Hof genießt er Privilegien, die den meisten anderen Juden verwehrt bleiben. Er treibt Handel, erwirbt Land und besitzt Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten. Diese Position nutzt er, um sich für den Bau des jüdischen Friedhofs einzusetzen. Der jüdische Friedhof von Wolfenbüttel entsteht nun 1724 offiziell.
Marcus Gumpel Fulda:
"Hier wird eines Tages mein Sohn ruhen. Und eines Tages auch ich."
Im Judentum ist es üblich, Gräber schlicht zu halten. Die Gräber entstehen entsprechend der Reihenfolge des Todesdatums – von rechts nach links, wie im Hebräischen gelesen. Manche Grabsteine tragen Symbole, die auf die Herkunft des Verstorbenen hinweisen. Segnende Hände kennzeichnen die Gräber von Tempelpriestern, Kannen und Schalen weisen auf Tempeldiener hin.
Die erste Beisetzung findet zehn Jahre später statt – es ist der Sohn von Marcus Gumpel Fulda. Über die Jahre wird der Friedhof mehrfach erweitert, da die jüdische Gemeinde wächst. Bis ins 20. Jahrhundert hinein bleibt er der zentrale Begräbnisort der jüdischen Bevölkerung der Stadt.
Marcus Gumpel Fulda:
"Vielleicht werden wir irgendwann vergessen… aber dieser Ort bleibt."
Heute erinnert der Friedhof an das Leben und die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Wolfenbüttel. Trotz zahlreicher Rückschläge – von Ausgrenzung und Verfolgung bis hin zur Zerstörung während der Nazizeit – wird er in den 1970er Jahren dank privater Spenden restauriert. Heute ist er ein Ort des Gedenkens und ein Mahnmal gegen das Vergessen.
Gut zu wissen
Öffnungszeiten
Eignung
für Schulklassen
für Familien
für Individualgäste
Haustiere erlaubt
für Kinder (ab 10 Jahre)
Zahlungsmöglichkeiten
Weitere Infos
Im jüdischen Glauben bedeutet das Grab eines Menschen die Ruhestätte für die Ewigkeit. Die Erhaltung eines Friedhofes besitzt daher einen sehr hohen Stellenwert. Ein sehr beschämendes Kapitel in der Wolfenbütteler Stadtgeschichte war die Zeit des Nationalsozialismus, während der der jüdische Friedhof schwer verwüstet wurde. Einer völligen Zerstörung entging er vermutlich nur, weil er sich zum Teil im Privatbesitz befand. Noch Ende der 70er Jahre hat es hier Vandalismus und Zerstörungen gegeben. Anfang der 80er Jahre konnte der Friedhof, maßgeblich auf Privatinitiative hin, wieder hergerichtet werden. Die Einfassungsmauer wurde erneuert und es wurden Gedenktafeln für die Opfer des Holocaust gesetzt.
Zur Historie dieses Friedhofes sowie zu den Grabsteinen und ihrer Beschriftung wird ausführlich berichtet in dem Buch ›Der jüdische Friedhof in Wolfenbüttel‹, das 2005 durch die Lessing-Akademie herausgegeben wurde. Ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof ist nach Absprache mit der jüdischen Gemeinde in Braunschweig möglich. Es werden auch Führungen angeboten.
Ansprechpartner:in
Stadt Wolfenbüttel - Abteilung Tourismus
Autor:in
Lessingstadt Wolfenbüttel
Organisation
Lessingstadt Wolfenbüttel
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